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Montag, 25. April 2016

Unverhofft, kommt oft

Eigentlich dachte ich ja, das es dieses Wochenende nicht viel zu erzählen gibt von der Arbeit. Aber ich wurde wieder mal eines besseren belehrt und wie sagt man so schön " Unverhofft, kommt oft". Mein Arbeitstag am Samstag, fing wie immer mit der Übergabe der Nachtschwester an. Danach machten wir uns auf den Weg zu unseren Patienten, die uns schon sehnsüchtig erwarteten. Es war wie immer gut zu tun, aber ohne dramatische Zwischenfälle. Dachte ich zumindest. Es war kurz vor zwölf und wir verteilten das Mittagessen an die Patienten. Ein paar Minuten später klingelte es. Es war Patientin XY, die in der 34 Ssw. war und wegen starkem Nasenbluten bei uns lag. Nun gut, ich machte mich auf den Weg um zu schauen, was die Patientin wollte. Auf dem halben weg dorthin, sah ich schon eine Linie aus Blut tropfen auf dem Boden. Ich dachte mir nur " Oh nein, es scheint wohl noch nicht besser geworden zu sein". Und um so näher ich dem Zimmer kam, um so lauter hörte ich sie würgen. Ich ging schneller. Als ich im Zimmer an kam, war die Patientin im Badezimmer und übergab sich ins Waschbecken. Doch ich sah nur Blut! Es war überall! Im Waschbecken, in ihren Haaren, an ihren Händen, auf ihrer Kleidung und in ihrem Gesicht. Geschockt hat mich nicht wirklich das Blut, sondern die Menge. Also so etwas, habe ich wirklich noch nie gesehen. Und es spritzte nur so aus ihrer Nase heraus. Es war wirklich so viel, das es ihr sogar den Rachen hinunter lief und sie dadurch brechen musste. Ich drückte sofort den Not Knopf und prompt waren alle zur Stelle. Frau XY wimmerte und sagte nur "Oh Gott! Es ist so viel Blut!". Ich versuchte sie zu beruhigen und streichelte ihr sanft über den Rücken. Die Ärzte kamen und wir brachten die Frau erstmal zurück zu ihrem Bett. Um die Blutung zu stillen, wurde ihre Nase tamponiert. Ich wich ihr keine Sekunde von der Seite, denn ich hatte das Gefühl, das meine Anwesenheit sie beruhigte. Und auch ich hatte das Bedürfnis, sie jetzt nicht alleine zu lassen. Ein paar Minuten später, kam ihr Mann ins Zimmer, kreidebleich, mit den Worten " Ich war doch nur eben das Park Ticket erneuern". Er war natürlich auch sehr geschockt von dem Anblick seiner Frau und auch wenn er versuchte, stark zu wirken, sah ich seine Angst in den Augen. In dem Moment wusste ich nicht, wer mir mehr Leid tat. Denn ich bewunderte diese Frau, das sie trotz allem noch lachen konnte und einigermaßen ruhig war. Die Ärzte berieten sich, wie es denn nun weiter geht mit ihr. Und ich stand immer noch bei Frau XY und ihrem Mann. Um die beiden etwas ab zu lenken, erzählte ich ihnen etwas von mir, meiner Schwangerschaft und meinem Sohn. Um so mehr ich redete, um so ruhiger wurden die beiden und das gab mir ein gutes Gefühl. Die Blutung stoppte nur langsam, doch ich wartete,bis es aufhörte. Und das tat es dann irgendwann auch. Frau XY hatte ihre langen dunklen Haare überall herum flattern, doch sie hatte kein Haargummi dabei. Wie sie sagte "Mein Mann vergisst immer die wichtigen Dinge einzupacken". Ich musste schmunzeln, denn irgendwie kam mir das bekannt vor. Tja, wie lösen wir denn nun das Problem? Ich gab ihr dann ganz spontan mein eigenes und sagte "Ich hab noch genug davon und sie können es gerade besser gebrauchen als ich". Sie bedankte sich mehrfach, obwohl das gar nicht nicht nötig war. Für mich selbstverständlich! Ich zauberte mir aus einem Rest Verband ein neues "Haargummi" und lief den Rest vom Dienst und noch bis nach hause, so herum. Mich störte es überhaupt nicht. Im Gegenteil, es war schon irgendwie witzig. Nun war die Blutung endlich gestillt und ich machte Frau XY noch etwas frisch, denn so Blutverschmiert, sah alles noch etwas dramatisch aus. Mittlerweile stand auch schon der Feierabend vor der Tür und ich verabschiedete mich und wünschte ihr alles gute.

Hier das Beweis Foto ;) 

Der Sonntag dagegen war ziemlich ruhig. Doch es gab einen kleinen Lacher auf der Arbeit. Verzeiht mir, wenn ich darüber gelacht habe, oder immer noch lache. Aber diese Situation war einfach nur, ach lest selbst. Es war so gegen elf Uhr. Da stand plötzlich diese Frau und sagte " Ich bin in der zweiten Woche Schwanger. Mir ist so übel. Könnte ein Arzt mal nach schauen, ob alles in Ordnung ist?". Öhm, ja. Ich dachte erst, ich hätte mich vielleicht verhört und fragte noch mal nach, in welcher Woche sie sei. Doch die Antwort war die gleiche. Ich lächelte freundlich und bat sie, sich kurz zu setzten. Ich gab der Ärztin bescheid und ja auch sie musste erstmal lachen und fragte mich ob das ein scherz sei. Nein, war es nicht! Ich liebe die Gynäkologie <3 


4 Kommentare:

  1. Oh, was für ein lieber Mensch du bist und somit genau richtig in deinem Beruf. Es ist total wichtig, dass man in solch schwierigen Situationen Ruhe bewahrt und den Betroffenen Sicherheit spendet. Toll reagiert, menschlich und einfühlsam! Einen ganz lieben Gruß!

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  2. In der zweiten.Woche sagst du?;) ich hatte wahrscheinlich so wie du reagiert;) gut dass.ich in.34 woche bin;) da guckt keiner mehr blöd an.

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    1. Ja sie sagte zweite Woche :-D Ich konnte mein Grinsen kaum verstecken! Es gibt schon verrückte Frauen auf der Welt. In der 34 ssw wird man nur noch wegen dem " riesen" Bauch angeschaut ;) LG

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