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Montag, 15. Februar 2016

Mein Job ist eine Berufung!


Dieses Jahr im Sommer, bin ich nun schon seid sieben Jahren in der Pflege tätig. Für mich ist das schon eine verdammt lange zeit, wenn man mal bedenkt, das ich mein erstes Praktikum in dem Bereich, nach dem zweiten Tag schon hin schmeißen wollte. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Dienst, wo ich weinend in der Stationsküche saß und für mich eine Welt zusammenbrach. Ich sollte einer Patientin bei der Intimpflege helfen. Ein Schock für mich! Ich war zarte 18 und habe früher jede Folge "Für alle Fälle Stefanie" geschaut. Dies war meine Vorstellung für den Beruf einer Krankenschwester. Leider herrscht ja bei diesen TV Serien, kein Stück Realität! Ich war der Meinung, das alle ihren Job lieben, mit Herz und Leidenschaft dabei sind. Ich dachte niemals darüber nach, was ich dort auf den Stationen zu sehen und zu hören bekomme. Ich habe niemals an oder über den Tod nachgedacht. Auch über die Arbeitszeiten machte ich mir damals keinen Kopf. Ich lebte in einer Traumwelt und war mir sicher, das ist der perfekte Job für mich.

An diesem besagten Tag, als ich weinend in der Stationsküche saß, kam meine damalige Stationsleitung zu mir und fragte was los sei. Ich erzählte ihr, das ich mich wohl geirrt hatte und das ganze nicht packe mit dem Praktikum. Auch das ich Hemmungen gegenüber den Patienten hätte, sagte ich ihr. Sie versuchte mich zu beruhigen und kniete sich vor mich hin. Ihre Worte werde ich wohl nie vergessen und das war der Grundstein, meiner Beruflichen Zukunft.


" Sonja, bitte gib nicht so schnell auf. Ich habe schon viele Praktikanten und Schüler betreut und wusste meistens schon vorher, ob dieser Job zu ihnen passte oder nicht. Du gehörst aber zu denen, die dafür geschaffen sind! Du bist aufgeschlossen und lebensfroh und gestehst dir deine Schwächen ein. Du kennst deine Grenzen und sprichst sie offen aus. Nur so kannst du diesen Job schaffen!"


Sie konnte mich erstmal überzeugen und ich beschloss es erstmal weiter zu versuchen. Und ja, was soll ich sagen, seid diesem Tag klappte es immer besser! Ich nahm den Ausbildungsplatz an und es machte einfach Spaß. Ich blühte regelrecht auf und wurde auch in der Schule immer ehrgeiziger. Auch mit der Krankenhaus Realität, habe ich mich arrangiert. Es ist nun mal nicht wie im Fernsehen und dieses Bild was ich im Kopf hatte, habe ich verabschiedet. Ich war wissbegierig und wollte alles an wissen mit nehmen was ging. Nun gut, die Arbeit mit den Patienten klappte also mittlerweile hervorragend und auch meine Hemmungen habe ich abgelegt.

Doch es gab auch Momente, in denen ich total überfordert war und wieder an mir gezweifelt habe. Theorie ist das eine, doch die Praxis sieht meistens anders aus. Ich weiß nicht wie oft wir das Thema "Notfallmedizin" in der Schule hatten. Wie oft wurde uns beigebracht, was in einem akuten Notfall zu tun ist. Wir waren uns damals alle sicher, das wir ganz cool reagieren würden und uns an die Theorie halten könnten. Wissen abrufen und die Praxis durchführen. Tja, auch da sah die Realität leider anders aus. Die meisten hatten sich leicht überschätzt. So wie ich! Mein erster Notfall, ja da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern. Es war kurz vor Feierabend. Ich war durch Zufall noch mal in dem Zimmer und sah gleich, das etwas nicht stimmte. Meine Patientin hatte einen Herzstillstand. Ich zitterte am ganze Körper und war wie gelähmt. Wenige Sekunden später drückte ich die Notfall Klingel und schrie "555". Das war der Code für Notfall. Alle stürmten herbei und fingen gleich an zu reanimieren. Doch ich stand immer noch da und war geschockt. Ich war wirklich fix und fertig und begann wieder mal an mir selbst zu zweifeln. Doch meine Chefin beruhigte mich und sagte, ich habe alles richtig gemacht. Auch mit solchen Momenten musste ich lernen um zu gehen.

Auch an meine erste Leiche kann ich mich noch sehr gut dran erinnern. Komischerweise, hatte ich damit weniger Probleme. Die Patienten sahen meist friedlich aus, als würden sie schlafen. Mich hat es meist mehr mit genommen, wenn ich auf die Angehörigen getroffen bin. Sie haben einen geliebten Menschen verloren und es gehört mit zu meinen Aufgaben, diese auf zu fangen. Das war manchmal ganz schön Kräftezehrend und ließ mich nie kalt. Manches mal habe ich auch mit geweint. Besonders bei Patienten, die ich lange betreut habe und die wirklich schwer krank waren. Während meiner Ausbildung hatte man uns immer gesagt, die Arbeit nimmt man nie mit nach Hause. Doch manchmal viel es mir schwer. Ich bin ja auch nur ein Mensch und vieles lässt mich halt nicht kalt oder ist mir egal. Mittlerweile ist aber auch dies kein Problem mehr für mich. Zwar ist es für mich immer noch keine Realität, aber ich weiss wie ich damit umzugehen habe.

Die Arbeitszeiten sind natürlich auch nicht ohne. Während meiner Ausbildung mussten wir 12 Tage am Stück Arbeiten. Damals dachte ich, das es ein klacks sei. Pustekuchen! Die ersten 7 Tage meisterte ich ohne Probleme. Doch ab dann fing es langsam an, einen auszulaugen. Früh und Spät Dienste gehörten natürlich auch dazu und der Wechsel manchmal jeden Tag, war schon hart. Die Knochen taten mir weh, meine Füße brannten ( Oh Gott, ich wusste nicht wie viel ich laufen würde), in ruhe Pause machen war manchmal auch nicht drin. Dann kommen noch die ganzen Wochenenden und Feiertage dazu die man Arbeiten muss. Wobei mich das nie wirklich gestört hat, bis ich eine Familie gründete.

Meine Ausbildung verlief ohne Probleme und ich war immer gut vorbereitet. Ich war fest der Überzeugung, das ich meine Abschlussprüfung schaffen werde. Eine Woche vorher, hatte mich mein damaliger Freund verlassen und vor die Tür gesetzt. Da stand ich nun. Verlassen und am Ende. Ich war am Boden zerstört und wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Ich war so mit meinem Liebeskummer beschäftigt, das ich die Prüfung hinschmeißen wollte. Ich dachte, das ich diese Ausbildung nicht brauchen würde und wollte nur noch weg. Doch ein paar Stunden vor meiner Prüfung, entschied ich mich anders! Ich habe so lange gekämpft und hart daran gearbeitet, meinen Traum Job zu haben, das wollte ich mir nicht kaputt machen. Also machte ich mich unvorbereitet auf den weg. Mein Hintern ging mir wirklich auf Grundeis, aber ich wollte es wenigstens versuchen und ich habe tatsächlich bestanden! Es war ein Wunder!  Die ganze Last viel von mir ab und ich war über Glücklich. Mein Traum ging in Erfüllung und die Arbeitswelt wartete auf mich.

Nach der ganzen Zeit, wo ich diesen Job nun schon mache, kann ich sagen, das ist meine Berufung! Für mich kommt kein anderer Beruf in frage und ich liebe das was ich tue. Mein Weg war  zwar nicht gerade einfach, doch ich habe es geschafft und darauf bin ich ganz schön stolz.



Mich würde es sehr Interessieren, wie euer Beruflicher Werdegang begonnen hat. Wenn ihr mir eure Geschichte erzählen wollt, dann meldet euch doch bei mir! Schickt mir gerne eine Email oder eine Privat Nachricht bei Facebook. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn mir jemand seine Geschichte erzählt.


2 Kommentare:

  1. Respekt Sonja, es ist ein schwerer Job. Ich finde alle sozialen Berufe eine Herausforderung, weil du immer äußere Einflüsse hast, die man nicht steuern kann. Toller Post, dankeschön für den Einblick. Lg zum Montag Abend

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